IN-SITU-ABREINIGUNG VON TRICHLORETHEN (TCE) IM GW
Antragsteller: Land Brandenburg (WGT-Liegenschaften im AGV), vertreten
durch Brandenburgische Boden Gesellschaft für
Grundstücksverwaltung und -verwertung mbH (BBG) Einleitung Am Standort einer ehemaligen Kaserne in Bernau bei Berlin liegen zwei ausgedehnte
Trichlorethen (TCE)-Kontaminationsfahnen im Grundwasser (GW) vor, die langfristig
aufgrund ständig emittierender, tief reichender Phasenherde mit Hilfe einer herkömmlichen
Abstromsicherung durch Pump&Treat (P&T) nicht effizient kontrolliert Aufgabenstellung Im Rahmen des BMBF-geförderten F&E-Projektes „Reaktive Wände“ wurde die Eignung
von metallischem Eisen zur reduktiven Dechlorierung hoher TCE-Konzentrationen
im Grundwasser hinsichtlich seiner Effektivität und Langzeitstabilität
unter simulierten in-situ-Bedingungen in einem großtechnischen Pilotreaktor über Verfahrensprinzip Abb. 1 zeigt schematisch das Verfahrensprinzip des Reaktors. Die vom kontaminierten
Grundwasserstrom unter kontrollierten Bedingungen zu passierende Eisenschüttung
ist derzeit in zehn von insgesamt 18 — vertikal von oben nach unten durchströmten— Betonmodulen untergebracht, die miteinander durch Leitungen verbunden sind.
Jede dieser „Großsäulen“ ist mit Mess- und Probenahmestellen ausgestattet. Oberhalb
der Eisenschüttung befindet sich ein wassererfüllter Hohlraum, der auch als
Gasauffangraum (vorrangig für H2 aus der Eisenkorrosion) dient und kontrolliert über
Druckventile entgast werden kann. Eine flächige Drainage an der Sohle sorgt für eine
gleichmäßige Durchströmung der Module. Dimensionierung der F&E-Reaktors Die Dimensionierung des Reaktors ergab sich aus der in Säulenversuchen ermittelten
Reaktionskinetik, der durchschnittlich zu erwartenden TCE-Konzentration im Zulauf
und der angestrebten Ablaufkonzentration von 1 mg/l LCKW. Ausmaße und
maßgebende Randbedingungen sind aus Tab. 1 ersichtlich. Die einzelnen Reaktormodule
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Tab. 1: techn. Maße und Randbedingungen des Reaktors
Errichtung der Bauwerke Folgende Tiefbaumaßnahmen einschl. hierfür erforderlicher Genehmigungsverfahren
wurden im Zeitraum von Oktober 2000 bis Sept. 2001 geplant, ausgeschrieben und
umgesetzt: Die geplante Baugrube zur Aufnahme des Reaktors war als Abgrabung i.S.d. Landesbauordnung
Brandenburg genehmigungspflichtig. Im Zuge des vom Bauordnungsamt
des Landkreises durchgeführten Verfahrens wurden Stellungnahmen von
folgenden Trägern öffentlicher Belange (TÖB) eingeholt: Untere Wasserbehörde, Betrieb In der ersten Hälfte des Betriebszeitraums (2001 – heute) wurden die Module R1 bis
R10 in Reihe bei konstantem Durchfluss von 1 m³/h unter stufenweise variierenden
TCE-Zulaufkonzentrationen von 5 bis 150 mg/l gefahren. Der Volumenfluss wurde
später testweise auf bis zu 0,2 m³/h reduziert. In der aktuell angelaufenen Testphase Ergebnisse Als wichtiges postives Forschungsergebnis ist ein sehr effizienter Abbau insbesondere
von hohen TCE-Konzentrationen zu verzeichnen. Begleitend entstehen allerdings
auch chlorierte Abbauprodukte (Vinylchorid [VC] und cis-Dichlorchlorethen c-DCE) in
unterschiedlichen Größenordnungen. Beobachtet wurden ferner lokale Permeabilitätsverluste
durch Gasverblockungen in Verbindung mit Präzipitatbildung. Nachfolgend Ausblick (Verwertbarkeit der Ergebnisse) Nach Abschluss des Vorhabens sollen die gewonnenen Ergebnisse auf die Errichtung
eines optimierten Reaktionswandsystems zur Sanierung und Abstromsicherung
des oberen GWL am Standort Bernau übertragen werden. Mittelfristig (2006) ist die
Einbindung der jetzigen Pilotforschungsanlage in die Gesamtsanierung des Standortes
vorgesehen. Unveröffentlichte Berichte, Publikationen [1] Ingaas-Sachstandsbericht 122/12/00, BMBF-Vorhaben "Reaktive Wände", Bernau;
LP A6/3; C1/1-2 (Erkundung, Planung der Tiefbaumaßnahmen), INGAAS GmbH (intern
für BBG). Abbildungen
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Abb. 1: Schematischer Schnitt durch den F&E-Pilotreaktor; u.r.: durch ein befülltes Reaktormodul
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Abb. 2: Beispielhafte Darstellung der LCKW-Konzentrationsverläufe am Reaktor Bernau — Volumenfluss ca. 1 m³/h, ausgetauschte Porenvolumen V/V0 = 2346, (n.n. = nicht nachgewiesen) |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Pressemitteilung vom 6. September 2001 Erste reaktive Wand in den ostdeutschen Bundesländern Brandenburgische Boden GmbH arbeitet an innovativer Sanierung einer russischen Militäraltlast Wo einst russische Militärs ihre Uniformen reinigten, ist heute eine massiv mit Chlorkohlenwasserstoffen belastete Schadstoffstelle auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne Schönfelder Weg in Bernau. Eine Gefahr für die Trinkwasserversorgung der Bernauer Bevölkerung ist nicht gegeben, da die Stadt seit den 70er Jahren aus den Wasserwerken Schönow und Zepernick versorgt wird. Die Brandenburgische Boden GmbH als Treuhänder dieser Liegenschaft orientiert sich in ihrem Altlastenmanagement an technischen Innovationen, sucht die Zusammenarbeit mit Wissenschaft und Forschung. Die langfristigen Einsatzmöglichkeiten von Reinigungswänden sind Schwerpunkt des Verbundprojektes "Anwendung von Reinigungswänden für die Sanierung von Altlasten". Hierzu nahm eine Arbeitsgruppe des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Mai 2000 ihre Tätigkeit auf. Sie berät, vernetzt und begleitet für 3 Jahre bundesweit 11 Einzelobjekte für dieses Aufgabengebiet wissenschaftlich. Seit September 2000 beteiligt sich die Brandenburgische Boden GmbH am BMBF-Forschungsverbund "RUBIN" und wendet ein solches Verfahren erstmals auf dem einzigen Standort in Ostdeutschland, der ehemaligen WGT-Kaserne in Bernau an. Dadurch, dass sich das BMBF zu 50 Prozent an der Finanzierung beteiligt, ist es der Brandenburgischen Boden GmbH möglich, dieses mehrjährige, innovative Projekt in Höhe von 2,5 Mio. DM aus dem Sondervermögen "Grundstücksfonds Brandenburg", in das die WGT-Liegenschaften eingestellt sind, zu finanzieren. Die enge Zusammenarbeit der Brandenburgischen Boden GmbH mit der Technischen Universität Berlin, der Fachhochschule Potsdam sowie den auf diesem Gebiet führenden Universitäten Kiel und Tübingen ist bei diesem Projekt genauso unerlässlich, wie die Kooperation mit der projektausführenden INGAAS Ingenieurgesellschaft für Wasserwirtschaft und Umweltschutz mbH und der ständige Kontakt mit Landesbehörden und Kommunalvertretern. Jüngster Anlass eines Zusammentreffens aller Projektbeteiligten vor Ort war die Befüllung des Reaktors mittels schwerer Maschinentechnik am Donnerstag (06.09.2001). Nach der Installation von Spundwand, Dichtwand und Reaktorkasten sowie dem Gießen der Unterwasserbetonsohle für die Reaktorwand ist dies eine wichtige Etappe der Errichtung dieses passiven horizontalen In-situ-Reaktionswandsystems. Die Ergebnisse des Bernauer Forschungsprojektes und des gesamten Forschungsverbundes sind für die Brandenburgische Boden GmbH insgesamt von großer Bedeutung; liefern sie doch Rückschlüsse für die Anwendung innovativer und effizienter Verfahren bei der Beseitigung von Grundwasserkontaminationen generell. Das Problem der Verunreinigung des Grundwassers wird auch in Zukunft ein Schwerpunkt des Altlastenmanagements der Gesellschaft auf WGT-Flächen sein. So wurden im Jahr 2000 siebzig Prozent der insgesamt 6,7 Mio. DM hohen Aufwendungen für Altlastenuntersuchungen, -sanierungen und Abfallensorgungen aus dem Sondervermögen allein für Projekte zur Untersuchung und Sanierung von Boden und Grundwasser auf noch nicht verwerteten Grundstücken verwendet. Mehrere dieser Projekte wurden mit Landes- und Bundesmitteln in Höhe von rd. 1,2 Mio DM gefördert. |