Entwicklung und Erprobung von Reaktionswandsystemen im An- und Abstrom einer Arsenaltlast
Ehemalige Chemische Fabrik Lembach und Schleicher, Wiesbaden
Birgit Schmitt-Biegel (HIM GmbH)
Dr. Ralf Köber, Prof. Dr. Andreas Dahmke (Universität Kiel)
S.-O. Ipsen, J. Gerth und U. Förstner (Universität Hamburg-Harburg)
Theo Woll (Peschla + Rochmes GmbH)
Antragsteller:
HIM GmbH, Wiesbaden Kreuzberger Ring 58 D-65205 Wiesbaden
Zuwendungsempfänger: HIM GmbH, Wiesbaden Bearbeiterin: Birgit Schmitt-Biegel Förderkennzeichen: 02WR0307 Berichtszeitraum: 01.06.2002 bis 31.10.2004
Wiesbaden, den 08.12.2004
Ziel-/Aufgabenstellung Auf dem Gelände einer ehemaligen chemischen Fabrik, in der vor rd. 100 Jahren Farbstoffe hergestellt wurden, liegen umfangreiche Kontaminationen des Bodens und des abströmenden Grundwassers durch Arsen vor. Die Maximalgehalte im Boden betragen rd. 50.000 mg/kg, ein Großteil der Belastungen liegen im grundwassergesättigten Bereich. Die daraus resultierenden Grundwasserbelastungen erreichen Werte von 30 mg/l und mehr. Zusätzlich wurde eine weitere Kontamination durch LCKW festgestellt, die aus der Folgenutzung des Grundstücks herrührt. Der Standort liegt in unmittelbarer Nähe des Rheins, durch den die Grundwassersituation maßgeblich geprägt wird. Nach eingehender Untersuchung und Abgrenzung der Bodenkontamination wurde festgestellt, dass konventionelle Sanierungsverfahren mit vergleichsweise hohen Kosten verbunden sind und aufgrund der baulichen Gegebenheiten keine vollständige Sanierung/Sicherung des Schadens zu erreichen ist. Als Erfolg versprechende Alternative zu den konventionellen Sanierungsverfahren wurde der Einsatz passiver Systeme zur Sicherung/Sanierung des Standortes erwogen. Zielsetzung der vorliegenden Forschungsarbeiten war die Entwicklung und Erprobung von kombinierten Reaktionswandsystemen zur Behandlung des Schadensherdes und zur Sicherung des Grundwasserabstroms (Abstromwand). Als reaktives Medium für die Abstromsicherung sollten zunächst herkömmliche und neu entwickelte Sorptionsmittel für Arsen hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit untersucht und im Labormaßstab für den Einsatz in reaktiven Wänden weiterentwickelt werden. Die Auswahl potentiell geeigneter Stoffe für ein Material-Screening umfasst Handelsprodukte sowie im Labor hergestellte Eisenoxidhydroxide mit modifizierten Oberflächeneigenschaften (GERTH 1990, CORNELL und SCHWERTMANN 1996). Dotierungen mit Fremdmetallen wie Titan und Chrom sollten die Ladungseigenschaften sowie die Stabilität gegenüber reduzierenden Verhältnissen verbessern. Die Materialien sollten danach in einer Demonstrationsanlage unter vor Ort-Bedingungen getestet werden. Diese Untersuchungen wurden von der Universität Hamburg-Harburg durchgeführt. Aufgrund des Vorliegens einer Ko-Kontamination durch chlorierte Ethene am Bezugsstandort in Wiesbaden sollte zusätzlich geprüft werden, ob durch Fe0 eine gemeinsame Behandlung beider Schadstoffe möglich ist. Zusätzlich war zu prüfen, ob das Fe0 zusammen mit den zur Herdsanierung vorgesehenen organischen Materialien (u. a. Kompost und Gips) eingesetzt werden kann. Für diese Materialien wurde untersucht, (1) in wieweit an Fe0 gleichzeitig Arsen festgelegt und chlorierte Ethene dechloriert werden können, (2) ob durch Sulfid, das von sulfatereduzierenden Bakterien mit Hilfe von organischem Material gebildet wird, über die reduktive Auflösung von Eisen(hydr)oxiden eine beschleunigte Arsenfreisetzung zu erreichen ist, und ob (3) die Arsenfracht durch den Einsatz von Gips und die Bildung schwerlöslicher Kalziumarsenate verringert werden kann. Diese Untersuchungen wurden von der Universität Kiel durchgeführt. Das Büro Peschla+Rochmes in Kaiserslautern führte begleitende Standortuntersuchungen zur Erkundung der für die Errichtung einer reaktiven Wand maßgebenden hydrochemischen und hydraulischen Randbedingungen durch.
Wissenschaftlich-technischer Stand vor Vorhabensbeginn
Der Einsatz mineralischer Komponenten zur Eliminierung von Arsen war im technischen Maßstab nur aus der Trinkwasseraufbereitung bekannt. Gegenwärtige Techniken zur Arseneliminierung aus wässrigen Lösungen basieren auf der sorptiven Bindung von Arsen an Eisenoxidhydroxiden (DRIEHAUS 1994).
Im Vorfeld der durchgeführten FuE-Arbeiten war der Prozess der Dechlorierung chlorierter Ethene mittels elementaren Eisens bereits bekannt und wurde innerhalb einiger Reaktionswände zur Behandlung kontaminierten Grundwassers eingesetzt. Neueste Ergebnisse deuteten darauf hin, dass Fe0 möglicherweise auch für die Fixierung von Arsen verwendet werden könnte. Detaillierte Untersuchungen zur Arsen-Fixierung oder Machbarkeitsstudien zur Abreinigung von Mischkontaminationen aus Arsen und chlorierten Ethene lagen nicht vor. Auch zur Beeinflussung der Arsenmobilität durch Gips oder organischem Material bestanden keine näheren Erkenntnisse.
Zum Standort lagen umfangreiche Untersuchungsergebnisse zur Bodenbelastung und zum geologischen Aufbau des Grundwasserleiters sowie erste Untersuchungen zur Grundwasserbelastung und zu den Grundwasserströmungsverhältnissen vor.
Vorhabensdurchführung
Zunächst wurden an den beiden beteiligten Universitäten die jeweiligen Laboruntersuchungen getrennt durchgeführt.
An der Universität Hamburg-Harburg erfolgte das Screening mit Hilfe von Sorptionsuntersuchungen im Batch-Verfahren. Ziel war die Bestimmung der Sorptionskapazität bei einheitlichen Reaktionsbedingungen. Schüttelversuche bei unterschiedlichem pH für mehrere Arsen-Konzentrationsstufen ermöglichen die Interpolation von Löslichkeits-/Sorptionsdaten und die Ableitung von Adsorptionsisothermen bei konstantem pH (GERTH et al.1993). Zu berücksichtigen waren dabei potentielle Störfaktoren wie eine Sorptionskonkurrenz durch Phosphat und Silikat. Für die Säulenversuche an der Universität Kiel wurden bis zu drei Versuchssäulen (Anstrommaterial ® kontaminiertes Sediment ® Fe0 ) hintereinander geschaltet.
Die durchströmenden Lösungen wurden analysiert, zusätzlich wurden Feststoffproben aus den Säulen untersucht. Es wurden geochemische Modellrechnungen (PHREEQC) durchgeführt.
Zur Validierung der Laborergebnisse wurden von beiden Universitäten am Standort Demonstrationsanlagen aufgebaut und über 6 Monate weitere Säulenversuche mit Grundwasser durchgeführt, das direkt aus einer hoch belasteten Grundwassermessstelle gefördert wurde.
Von der Peschla+Rochmes GmbH wurden begleitend zu den Untersuchungen der Universitäten weitere Stichtagsbeprobungen vorgenommen. Durch weitere Grundwasserstandsmessungen wurden die in hohem Maße instationären Grundwasserströmungsverhältnisse erfasst. Auf der Grundlage der Untersuchungsergebnisse der Universitäten Kiel und Hamburg-Harburg wurden Anwendungskonzepte zur Sicherung/Sanierung des vorliegenden Arsenschadens entwickelt und unter technischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten beleuchtet.
Wesentliche Gesamtergebnisse und Lessons Learned Die wesentlichen Ergebnisse der Standortuntersuchungen und der Untersuchungen der Universität Kiel und der Universität Hamburg Harburg werden nachfolgend dargestellt. Standortuntersuchungen (Peschla+Rochmes GmbH) Die Untersuchungen am Standort zeigten, dass die hydrochemischen Bedingungen am Standort weitgehend konstant sind. Insbesondere ergaben sich nur relativ geringe Schwankungen bei den Arsenbelastungen im direkten und weiteren Abstrom des Schadensherdes. Die hydraulischen Verhältnisse zeigten sich jedoch infolge der direkten Beeinflussung durch den Rhein als äußerst wechselhaft. Im direkten Abstrom des Schadensherdes wurden –bei einer Gesamtmächtigkeit des Aquifers von ca. 4 m - Grundwasserstandsschwankungen von 1,7 m bis 2,0 m festgestellt. Verschwenkungen in der Grundwasserströmungsrichtung ergaben sich hingegen nur in geringem Umfang und zeitlich eng begrenzt bei auflaufenden Hochwasserwellen im Rhein. Entwicklung und Erprobung von Materialien zur Arsenadsorption (Universität Hamburg Harburg) Bei den Batch-Versuchen wurden unter Vergleichsbedingungen die höchsten Beladungen mit Material auf Akaganeit/Ferrihydrit-Basis erzielt. Dieses als granuliertes Eisenhydroxid (GEH) bezeichnete Handelsprodukt hebt sich mit 36 g As/kg deutlich von den übrigen getesteten Produkten ab.
Die aus Goethit (α-FeOOH) bestehenden Sorbenten erlangen durch Inkorporation von Titan(IV) eine höhere Sorptionskapazität, die jedoch nicht an diejenige des GEH heranreicht. Inkorporationen von Chrom(III) führen zu keiner verbesserten Stabilität gegenüber reduzierenden Verhältnissen. Bei erhöhter Calciumkonzentration zeigt sich bei den untersuchten Eisenoxidhydroxiden eine deutlich verbesserte Sorption von Arsen(V). Die im Anwendungsfall maßgebliche Calciumkonzentration von 180 mg Ca/l verbessert die Bindung von Arsenat durch GEH im Vergleich zu Säulenversuchen mit geringem Salzhintergrund (< 4 mg Ca/l) um das Vierfache.
Phosphat und Silikat stellen — je nach Konzentration — starke Sorptions-Konkurrenten dar. Die im Grundwasser des Standortes vorliegende Phosphat-Konzentration ist jedoch unbedeutend und führt zu keiner merklichen Beeinflussung der Arsensorption. Auch für die am Standort vorliegende Si-Konzentration von ca. 9 mg Si/l konnte eine Beeinträchtigung der Sorptionskapazität für Arsenat nicht festgestellt werden. Zu Erhöhung der hydraulischen Durchlässigkeit bedürfen die feinkristallinen Eisenoxidhydroxide der Pelletierung. Dabei ist z.B. für das GEH die über einen rein mechanischen Pelletierprozess erzielbare Pelletstabilität, also ohne Zusatz von Bindemitteln, ausreichend.
Das Pelletieren von GEH führte im Labor-Säulenversuch (ca. 3½-fach) sowie im vor-Ort-Säulenversuch (Demonstrationsanlage ca. 7½-fach) zu deutlich schnelleren Arsen(V)-Durchbrüchen. Ursache hierfür ist die Abschirmung von Oberflächen und der nur langsame diffusive Transport von Arsen(V) ins Innere der Pellets. Kapazitätsverluste durch mögliche Randumläufigkeiten sind jedoch aufgrund des Pelletdurchmessers nicht völlig auszuschließen. Die gewählte Kontaktzeit (tPV = 69 min) des Arsenats im Säulenversuch ist jedoch als gering gegenüber der tatsächlichen Kontaktzeit in einer reaktiven Untergrundbarriere anzusehen. Eine längere Kontaktzeit würde auch zu einem verbesserten vollständigen Arsenrückhalt bei den GEH-Pellets führen. Ein auf Goethit-Basis hergestelltes und ebenfalls pelletiertes Handelsprodukt zeigt gegenüber GEH vor Ort einen 6 ½-fach geringeren vollständigen Rückhalt von Arsen. Weiterhin zeigt sich in Laborversuchen sowie im Demonstrationsversuch vor Ort ein schlagartiges Durchbruchsverhalten, welches bei GEH nicht vorliegt. Dieser Befund stimmt mit der Charakteristik der Sorptionsisothermen überein, die sich beim Goethit mit der Langmuir-Gleichung und einem ausgeprägten Sorptionsmaximum beschreiben lassen. Bei der sorptionsstärksten Variante GEH kann für eine Kostenabschätzung davon ausgegangen werden, dass ein Arsen-Rückhalt nach Durchlauf von bis zu 2158 Porenvolumina gewährleistet ist. Dann liegt eine Materialbeladung von 43,0 g As/kg TS vor (entspricht bei 43 Gew.-% Wassergehalt einer Beladung von 24,5 g As/kg). Für die sich dabei ergebende Standzeit liegen die Arsengehalte im Säulenauslauf unter 50 µg As/l. Während des Betriebs der Demonstrationsanlage vor Ort wurden im Säulenablauf beständig Eisenkonzentration < 0,1 mg Fe/l gemessen. die zeigt, dass der hier eingesetzte Adsorber (GEH) unter den im Grundwasserleiter vorherrschenden Bedingungen stabil ist. Eine Modellierung des Reaktors bezüglich des Zeitpunktes des initialen Arsendurchbruchs mit den Eingabevariablen Fließrate, Geometrie und Arsenzulaufkonzentration ist mittels SMART (Stromröhren-Modell für Advektiven und Reaktiven Transport, FINKEL, 1998) auf der Grundlage der vorliegenden Untersuchungsergebnisse nährungsweise möglich. Wandsystem zur kombinierten Herdsanierung/Abstromsicherung (Universität Kiel) Herdsanierung Die Untersuchungen zeigten, dass der Prozess der reduktiven Auflösung von Eisen(hydr)oxiden durch Sulfid an Standorten an denen Arsen vorwiegend mit Eisen(hydr)oxiden assoziiert ist oder als Eisenarsenat vorliegt, zielgerichtet zur Arsen-Mobilisierung eingesetzt werden kann. Hohe As/Fe-Molverhältnisse von ungefähr 1 und der Verlauf von Sättigungsindizes deuteten darauf hin, dass der Großteil des Arsens in Form von Scorodit oder gebunden an Ferrihydrit vorlag. Diese Mineralphasen lösten sich durch den Eintrag von gelöstem Sulfid auf, was zu einer verstärkten Freisetzung von Arsen und der Bildung von Eisensulfiden führte. Eine Bindung von Arsen an andere Eisen(hydr)oxide wie Lepidokrokit, Goethit, Hämatit oder Magnetit, die ebenfalls Arsen stark adsorbieren, ist nicht auszuschließen. Diese Mineralphasen, die an anderen Arsenbelasteten Standorten die Hauptarsenträger darstellen, werden jedoch ebenfalls durch Sulfid reduktiv aufgelöst. Der Einsatz einer Sulfidspülung ist somit nicht auf das Vorliegen Ferrihydrit-gebundenen Arsens oder Scorodits begrenzt, sondern lässt sich für ein breites Spektrum von oxischen und suboxischen sedimentären Aquiferen anwenden. Zur Sanierung von Arsen-Schadensquellen kann die mikrobielle Sulfatreduktion durch den anstromseitigen Einsatz organischer Materialien (z.B. Kompost) über Zeiträume von Jahren unterstützt und somit eine kontinuierliche Sulfidspülung erreicht werden, die zur reduktiven Auflösung von Eisen(hydr)oxiden und einer Beschleunigung der Arsenfreisetzug führt. Die Erhöhung der Kalziumkonzentration über die Verwendung von Gips führte zu keiner wesentlichen Änderung der Arsenmobilität im Sediment und wurde deshalb nicht eingehender untersucht. Abstromsicherung
Ein geeignetes Verfahren, wie das resultierende arsenhaltige Grundwasser gereinigt werden kann, ist die Verwendung von Fe0 in Reaktionswänden. Die Untersuchungen zeigten, dass moderate und auch sehr hohe Konzentrationen von Sulfid (bis zu 100 mg/l), wie sie z.B. durch die beschriebene Herdsanierung auftreten können, keine Einschränkung für die Behandlung von Arsen mit Fe0 darstellen. Unabhängig davon ob und in welcher Konzentration Sulfid in den unterschiedlichen Fe0-Säulen auftrat, verringerte sich die Arsenkonzentrationen bei Aufenthaltszeiten von ca. 40 h langfristig auf Konzentrationen im Bereich von 1 µg/l und teilweise auf deutlich geringere Konzentrationen (< 0,1 µg/l). Die niedrigsten Konzentrationen wurden jedoch nicht zu Versuchsbeginn erreicht, sondern erst nach dem Betrieb von einigen Monaten. Die zunehmende Arsenabreinigungsleistung ist auf mit der Zeit sinkende pH-Werte innerhalb des Fe0-Reaktionsraumes zurückzuführen, da sowohl Arsenit als auch Arsenat bei den langfristig aufgetretenen Werten von pH 9-10 deutlich besser an Eisen(hydr)oxide sorbieren als bei den anfänglichen pH-Werten um 12. Trotz der in zwei Fe0-Säulen über mehrere Monate aufgetretenen hohen Arsenzustromkonzentrationen von 50-200 mg/l wurde in keinem Fall eine Erschöpfung der Arsenaufnahmekapazität beobachtet. Massenbilanzen und Festphasenuntersuchungen zeigten unter verschiedenen Versuchsbedingungen Beladungen von 40-70 mg/g, wobei aufgrund der nicht erreichten Sättigung durchaus von einer höheren Aufnahmekapazität auszugehen ist. Die Arsenfestlegung lässt sich über weite Bereiche mit einer Kinetik erster Ordnung beschreiben. Die ermittelten Halbwertszeiten hierfür bewegen sich in einem Bereich zwischen 0,5-3 h, wobei für den langfristigen Betrieb reiner Fe0-Anwendungen ohne Anstromreaktionsmaterialien Halbwertszeiten von ca. 1 h auftraten. Diese Halbwertszeiten blieben relativ konstant und zeigten keinen ansteigenden Trend. Anhand der Festphasenanalysen konnte erstmals gezeigt werden, dass neben der Bindung von Arsen an Eisen(hydr)oxide, durch das Auftreten von gelöstem Sulfid auch eine Arsen-Schwefel-Bindung zur Arsenfestlegung an Fe0 beiträgt. Zusätzlich zur Festlegung von Arsen wurde cis-DCE in allen Säulen während der gesamten Versuchlaufzeit abgebaut. Der Abbau war anfänglich sehr schnell, verlagerte sich jedoch zunehmend in Fließrichtung und verlangsamte sich. Das Auftreten von Arsen stellte für den CKW-Abbau keine erkennbaren Beeinträchtigungen dar, so dass mit Fe0 auch Mischkontaminationen behandelt werden können. Die am Standort in Wiesbaden mit direkt gefördertem Grundwasser durchgeführten Versuche bestätigten die positiven Ergebnisse der Laboruntersuchungen. Die mit unterschiedlichen Strömungsgeschwindigkeiten betrieben Säulenversuche zeigten beide stabile Halbwertszeiten für die Arsenfixierung, die ca. 1,0 h bei 180 cm/d und ca. 1,3 h bei 40 cm/d betrugen. Wie in den Laborversuchen wurden die vorliegenden chlorierten Ethene (vorwiegend PCE und cis-DCE) parallel zur Arsenfestlegung abgebaut.
Verwertbarkeit der Ergebnisse
Im Rahmen des FuE-Vorhabens wurden sowohl leistungsstarke Materialien zur As- Adsorption entwickelt und erprobt und ein Ansatz entwickelt, mit dem durch eine Kombination aus Herdsanierung und einer auf Fe0 basierenden Fahnensicherung, Arsenschadensfälle beschleunigt abgereinigt werden können. Aufgrund der geringen Materialkosten, hoher Effizienzen für Arsenat und Arsenit und der Anwendbarkeit in oxischen und reduzierenden Aquiferen hat Fe0 für die Behandlung von Arsen ein sehr hohes Anwendungspotential.
Bei der Entwicklung eines Anwendungskonzeptes zur Umsetzung der Forschungsergebnisse am Standort Lembach und Schleicher sind unter Berücksichtigung der standortspezifischen Randbedingungen folgende Punkte besonders zu beachten:
Die Reaktive Wand ist als Funnel-and-Gate-System auszubilden. Zur Gewährleistung einer gleichmäßigen Durchströmung ist zusätzlich die Einrichtung von Zu- und Abstrom-Dränagen erforderlich. Eine vollflächig durchströmte Wand birgt aufgrund der großen Grundwasserstandsschwankungen die Gefahr, dass das reaktive Material durch den ständigen Wechsel von Benetzung und Luftkontakt in seiner Leistung beeinträchtigt oder gar zerstört wird.
Im Hinblick auf die Sorptionskapazität wurde GEH als das leistungsstärkste Material detektiert. Die vergleichbar geringe Durchlässigkeit der getesteten Materialien stellt jedoch bei hohen Durchlässigkeiten des Aquifers eine Einschränkung für den Einsatz in passiven Systemen dar. Durch die Pelletierung des Materials konnte eine bessere Durchlässigkeit erreicht werden. Sie führt jedoch zu einer Verringerung der Effizienz.
Die potenzielle Adsorptionsleistung von Fe0 ist als sehr hoch einzuschätzen. Das vorhandene Potenzial kann jedoch nicht voll ausgenutzt werden. Aufgrund der prozess-immanenten Bildung von Präzipitaten ist eine kontinuierliche Verringerung der Durchlässigkeit des reaktiven Materials zu erwarten, was insbesondere bei Funnel-and-Gate-Systemen zu Einschränkungen bei der Funktionalität führt. Trotz dieser Einschränkung ist das Fe0 zur Arsenadsorption sowohl technisch als auch wirtschaftlich gleichwertig zu den anderen Adsorbermaterialien, für den Einsatz in passiven Systemen ist es aufgrund seiner hohen Durchlässigkeit sogar besser geeignet.
Der kombinierte Abbau von Arsen und LCKW, hier maßgebend 1,2-cis-DCE, ist am Standort nur eingeschränkt möglich. Aufgrund der allgemeinen hydrochemischen Verhältnisse wurde ein deutliches Ansteigen der Halbwertszeiten festgestellt. Um einen ausreichenden Cis-DCE Abbau zu gewährleisten, sind –im Vergleich zu einer reinen Arsenbehandlung- deutlich kürzere Standzeiten des Eisenmaterials oder eine erhebliche Vergrößerung des Reaktorvolumens vorzusehen.
Bei der Arsen-Mobilisisierung zur Herdsanierung handelt es sich um ein gänzlich neuartiges Verfahren, dessen Chancen und Risiken auf der Grundlage der vorliegenden Laboruntersuchungen derzeit nur näherungsweise abgeschätzt werden können. Wesentlich ist, dass die Fe0-Abstrom-Reaktoren auf einen „worst-case“-Fall, der i.d.R. durch die um ein vielfaches erhöhte Anfangsbelastung gegeben ist, zu bemessen sind. Zur Sicherung des Arsenaustrags werden somit deutlich größere Reaktorvolumina und damit erhöhte Investitionskosten erforderlich. Eine Aussage über den Zeitpunkt, an dem durch die in-situ-Bodenwäsche das verbleibende Schadstoffpotential und der daraus resultierende Schadstoffaustrag soweit reduziert ist, dass keine weitere Sicherung mehr erforderlich ist, kann derzeit nicht getroffen werden.
Eigene Publikationen
IPSEN SO, GERTH J, FÖRSTNER U (2005): Identifying and Testing Materials for Arsenic Removal by Permeable Reactive Barriers. CONSOIL 2005, extented abstract submitted to Consoil
Köber, R., Ebert, M. & Dahmke, A. (zur Einreichung bei Environmental Science & Technology): Compost based permeable reactive barriers for source treatment of arsenic contaminations in aquifers: column studies, solid phase investigations and geochemical calculations.
Köber, R., Welter, E. & Dahmke, A. (zur Einreichung bei Environmental Science & Technology): Longevity of Arsenic and cis-DCE Treatment by Zero-Valent Iron and the Role of Sulfide.
Köber, R., Welter, E., Hiir, K. & Dahmke, A. (im Druck): Bonding of arsenic within corrosion products of zerovalent iron during groundwater treatment. HASYLAB-Jahresbericht 2004.
Köber, R., Giarolli, F. & Dahmke, A. (in Review): Up- and downstream PRBs for remediation of arsenic and VOC. Remediation of Chlorinated and Recalcitrant Compounds: The Fourth International Conference. Monterey, 24.-27. Mai 2004
Köber, R., Giarolli, F., Ebert, M. & Dahmke, A. (in Review): Long-term Performance of Fe0-PRBs to Treat Arsenic + DCE Under Different Geochemical Conditions. Permeable Reactive Barriers - First International Symposium. Belfast, 14.-16- März 2004.
Köber, R., Giarolli, F. & Dahmke, A. (2003): Development of up- and downstream permeable reactive barrier systems for remediation of arsenic groundwater contaminations. The Sixth International Symposium & Exhibition on Environmental Contamination in Central & Eastern Europe and the Commonwealth of Independent States, 1-4 September 2003, Prague, Czech Republic. Paper 260
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